Trends in der Bauwirtschaft: Zwischen Innovation und Investitionsstau
von Anton Hulm | 05. Juni 2025
Die Baubranche erkennt zunehmend das enorme Potenzial digitaler Technologien – und trotzdem klafft zwischen theoretischen Möglichkeiten und gelebter Praxis eine Lücke. Während Building Information Modeling (BIM), KI-Drohnen und Co. längst verfügbar sind, herrscht auf vielen Baustellen noch analoge Realität. Papierpläne, manuelle Prozesse und fehlende digitale Schnittstellen prägen nach wie vor den Alltag. Dabei könnten digitale Werkzeuge nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch Fehlerquoten senken, Bauzeiten verkürzen und die Zusammenarbeit aller Beteiligten deutlich verbessern. Wäre es nicht an der Zeit, bewährte Methoden gezielt mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu verknüpfen – um so das Beste aus beiden Welten zu vereinen und die Branche fit für die Zukunft zu machen?
Digitalisierung am Bau – vom Hype zur Realität

Von Laserscan über den Einsatz künstlicher Intelligenz bis hin zu Building Information Modeling (BIM) – viele digitale Technologien versprechen der Bau- und Immobilienbranche enorme Fortschritte. Doch wo auf dem Weg vom Hype zur produktiven Anwendung stehen diese Innovationen heute? Und wie lässt sich der digitale Reifegrad der Branche quantifizieren?
Einen Überblick bieten der Gartner Hype Cycle sowie branchenspezifische Digitalisierungsindizes. Im Folgenden betrachten wir den aktuellen Hype Cycle 2025 mit Fokus auf Bau und Immobilien sowie zwei maßgebliche Indikatoren: den Digital Real Estate Index (DRE-i) und den neuen Digitalisierungsindex Bau (DIB) für Deutschland. Ziel ist es, den Digitalisierungsgrad der Branche greifbar und nachvollziehbar darzustellen.
Der Hype Cycle veranschaulicht, wo sich Technologien wie Blockchain, KI, BIM, Laserscan, IoT, Sensorik, AR/VR und Robotik aktuell im Zyklus befinden. Während einige Technologien wie BIM sich auf dem Weg zur produktiven Reife befinden, verharren andere wie KI oder Blockchain noch auf dem Gipfel der überzogenen Erwartungen. Viele befinden sich im sogenannten Tal der Enttäuschung – einem kritischen Moment, an dem sich entscheidet, ob es zur Marktdurchdringung kommt oder nicht.
Technologien im Wandel: Zehn Jahre digitale Entwicklung in der Bau- und Immobilienbranche

Ein Rückblick auf die letzten zehn Jahre, basierend auf dem Digital Real Estate Report 2025, zeigt folgende Entwicklungen:
- Building Information Modeling (BIM) hat sich über die Jahre von einem Visionsthema zur etablierten Technologie entwickelt. Seit 2016 kontinuierlich als „in Nutzung“ bewertet, wird es inzwischen als Standard für große Planungsprojekte angesehen. Der Anteil der BIM-Nutzer liegt laut Bericht stabil bei rund 70 %.
- Künstliche Intelligenz (KI) wurde erst ab 2019/2020 vermehrt in der Bau- und Immobilienbranche diskutiert. Ihr Einsatz beschränkt sich bislang stark auf Pilotprojekte und Teilbereiche wie Entwurfsoptimierung oder Fotodokumentationsanalyse. Im Report 2025 wird KI erneut mit „hohem Potenzial“ eingestuft, jedoch weiterhin „geringer Marktdurchdringung“.
- Augmented Reality (AR)/ Virtual Reality (VR) war zwischen 2016 und 2019 stark im Aufwind, wurde aber nach anfänglicher Begeisterung selten produktiv genutzt. Der Bericht 2025 konstatiert stagnierende Anwendung und verweist darauf, dass VR zwar für Präsentationen genutzt wird, aber im Tagesgeschäft keine große Rolle spielt.
- Laserscanning war lange auf die Vermessung beschränkt. Seit 2022 wird es verstärkt mit KI-gestützter Analyse kombiniert. Die Marktdurchdringung ist laut Bericht „moderat steigend“, insbesondere durch die Verfügbarkeit günstiger Hardware und cloudbasierter Auswertung.
- Blockchain und Web3: Im Vergleich zu anderen Technologien zeigen sich laut Digital Real Estate Report 2025 bei Blockchain- und Web3-Anwendungen nur gering ausgeprägte Relevanz in der Praxis. Der Nutzen wird zwar theoretisch anerkannt – etwa für transparente Transaktionen, sichere Eigentumsnachweise oder automatisierte Smart Contracts –, in konkreten Bauprojekten sind entsprechende Anwendungen jedoch kaum vertreten. Die Marktdurchdringung bleibt gering, das Potenzial wird als „mittel“ eingeschätzt.
Diese Entwicklungen spiegeln auch die Einschätzungen der befragten Experten im Digital Real Estate Report 2025 wieder.
Maturity level: Where do we really stand?

Trotz der Vielzahl an verfügbaren Technologien stellt sich die zentrale Frage: Wie weit ist die Bau- und Immobilienwirtschaft in puncto Digitalisierung wirklich? Zwei aussagekräftige Indizes geben hierauf fundierte Antworten.
Digital Real Estate Index (DRE-i)
Der DRE-i 2025, erhoben von pom+, zeigt: Der durchschnittliche digitale Reifegrad liegt bei nur 4,0 von 10 Punkten – ein Rückgang zum Vorjahr. Besonders betroffen sind Planer, Bauunternehmen sowie Investoren. Gründe: geringe Investitionen, fehlendes Change Management, unzureichende Datengrundlagen. Nur 16 % nutzen beispielsweise KI aktiv. Die Branche befindet sich aus Sicht vieler Befragter im „Tal der digitalen Ernüchterung“.
Digitalisierungsindex Bau (DIB)
Der neue Index des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) soll jährlich messen, wie digital die deutsche Baubranche ist – differenziert nach Technologien, Strategien und kulturellen Faktoren. Noch fehlen umfassende Daten, aber erste Pilotanalysen zeigen: Es gibt viel Potenzial, insbesondere durch gezielte Investitionen, bessere Datenverfügbarkeit und verstärkte Qualifikation. Der DIB ergänzt somit den DRE-i um eine bauwirtschaftsspezifische Perspektive.
Diese Indizes dienen dazu, den digitalen Reifegrad der Branche zu messen und greifbar zu machen – und damit auch zu erkennen, wo sich Potenziale verbergen und welche Handlungsbedarfe bestehen.
Zwischen Anspruch und Umsetzung: Warum der digitale Fortschritt stockt

Obwohl viele Unternehmen bereits Technologien eingeführt haben, fehlt oft die strategische Verankerung und kulturelle Einbettung. Es reicht nicht, Tools zu besitzen – sie müssen wertschöpfend, zielgerichtet und prozessintegriert eingesetzt werden. Das erfordert nicht nur technisches Know-How, sondern auch Mut zur Veränderung, klare Verantwortlichkeiten und interdisziplinäre Zusammenarbeit.
In der Realität herrscht häufig noch das „digitale Mittelalter“: Projekte verlaufen in Datensilos, Softwarelösungen wird isoliert und unkoordiniert eingesetzt, Informationen fehlen oder werden mehrfach erhoben. Viele haben investiert – doch ohne ganzheitliche Strategie und operative Umsetzung bleiben Produktivitätsgewinne aus.
Dabei gibt es erprobte Methoden, die als Brücke dienen können: Ansätze wie Lean Construction oder IPA (Integrierte Projektabwicklung) zeigen, wie moderne, kooperative Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette funktionieren kann. In der Praxis scheitern diese häufig an mangelnder Akzeptanz, unklarer Rollenverteilung und fehlendem Projektverständnis der Beteiligten.
Digitalisierung bedeutet daher mehr als Technologieeinführung – sie verlangt eine neue Haltung gegenüber Projekten und Prozessen. Es braucht eine Projektkultur, die auf Lernen, Veränderung, Transparenz und Zusammenarbeit setzt. Nur so lassen sich digitale Werkezeuge in echte Fortschritte für Planung, Bau und Betrieb übersetzen.
Aus dem Verbund: Praxislösungen für den digitalen Aufbruch

Digitale Transformation gelingt nicht durch einzelne Tools, sondern durch ganzheiltiche Lösungen – technisch, organisatorisch und kulturell. Unser Unternehmensverbund – bestehend aus der Building Information Management GLW GmbH, der Building Information Cloud GLWG GmbH (thinkBIC) und der Scala X GmbH – bietet fundierte Unterstützung auf dem Weg in eine digital vernetzte Bauwelt.
BIM GLW begleitet Unternehmen bei der Einführung und Koordination von Building Information Modeling (BIM) -Standards und -Methoden. Das Ziel: Transparente Planung, bessere Kommunikation und frühzeitige Fehlererkennung. Durch die strategische Verankerung von BIM in Projektalltag lass sich Zeit- und Kostenrisiken deutlich reduzieren – und gleichzeitig Qualität steigern
thinkBIC stellt mit planBIC und goBIC moderne SaaS-Lösungen zur Verfügung, um Dokumentation und Qualitätssicherung cloudbasiert und automatisiert abzubilden. Die Anwendungen ermöglichen eine nachvollziehbare Baudokumentation und vereinfachen folglich die Kommunikation zwischen diversen Entscheidungsträgern.
Scala X digitalisiert Bestandsgebäude mittels Laserscanning, strukturiert die Datenbasis und unterstützt bei der Analyse – eine essenzielle Voraussetzung für ESG-Reporting, FM oder Umbau. Die präzise Erfassung ermöglicht nicht nur eine lückenlose Bestandsdokumentation, sondern schafft auch die Grundlage für digitale Zwillinge.
Gemeinsam unterstützen wir nicht nur mit technologischen Lösungen, sondern begleiten auch den kulturellen Wandel, analysieren den Digitalisierungsgrad Ihres Unternehmens, helfen bei der Fördermittelprüfung und schaffen die Basis für nachhaltige Digitalisierung.
Ihr nächster Schritt: 360° BAUdigital erleben

Wenn Sie wissen möchten, wie Digitalisierung in der Praxis aussehen kann, laden wir Sie herzlich ein zum Event „360° BAUdigital – Deine Daten. Deine Zukunft. Dein BIMcamp.“ am 3. Juli 2025 in Nürnberg.
In Sessions, Panels und interaktiven Formaten zeigen Expert:innen, wie Laserscanning, BIM, KI (-Drohnen) und Co. sinnvoll kombiniert werden – für echte Wertschöpfung in der Bauwirtschaft.
Melden Sie sich an und gestalten Sie die digitale Transformation mit. Der digitale Stillstand war gestern – jetzt wird gebaut.
Fazit
Die Bau- und Immobilienwirtschaft steht an einem entscheidenden Wendepunkt: Digitale Technologien wie BIM, KI, Laserscanning oder AR/VR sind längst verfügbar – doch ihr Potenzial bleibt oft ungenutzt. Der Grund liegt nicht im Mangel an Tools, sondern im fehlenden Wandel: Viele Unternehmen investieren in einzelne Lösungen, ohne diese strategisch zu verankern oder organisatorisch und kulturell einzubetten.
Digitalisierung bedeutet mehr als Softwareeinführung – sie erfordert klare Prozesse, verlässliche Daten, neue Formen der Zusammenarbeit und den Mut, Bestehendes zu hinterfragen. Wer weiterhin in Silos denkt und analoge Gewohnheiten beibehält, wird langfristig an Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Gleichzeitig zeigen viele Praxisbeispiele: Es geht! Unternehmen, die Digitalisierung ganzheitlich angehen, erzielen bereits heute konkrete Mehrwerte – von Planung bis Betrieb. Entscheidend ist der Wille zur Veränderung. Jetzt ist der Moment, um alte Muster zu durchbrechen und neue Wege zu gehen. Wer die Transformation aktiv gestaltet, sichert sich nicht nur technologische Vorteile, sondern schafft auch die Grundlage für eine zukunftsfähige Baukultur.
Lassen Sie uns gemeinsam den digitalen Aufbruch gestalten. Jetzt ist die Zeit umzudenken!
Entdecken Sie unsere Referenzprojekte und erfahren Sie, wie unsere Zusammenarbeit konkrete Mehrwerte schafft – für alle Entscheidungsträger, die Bauprojekte digital, nachhaltig und effizient realisieren möchten.
Sie haben eigene Ideen oder Ansätze? Wir freuen uns über neue Partnerschaften.