Diversität und Repräsentation in der Bauwirtschaft: Warum Vielfalt Zukunft baut
von Alexandra Nestorowicz | 4. November 2025
Als Geschäftsbereichsleiterin im Bereich BIM-Unternehmensberatung bei der BIM GLW erlebe ich täglich, wie stark die Bau- und Tech-Branche noch immer von traditionellen Strukturen geprägt ist. Als Bauingenieurin in einem männerdominierten Umfeld bin ich oft mit einer bemerkenswerten Homogenität konfrontiert, dies bezieht sich nicht nur auf das Geschlecht, sondern gleichermaßen auf den Werdegang und dominante Denkweisen. Doch gerade diese Einförmigkeit birgt Risiken: Sie hemmt Innovation, verschärft den Fachkräftemangel und kann die Attraktivität als Arbeitgeber beeinträchtigen. Vielfalt ist deshalb kein Nice-to-Have, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zukunft unserer Branche.
Warum Diversität und Repräsentation im Bau- und Tech-Umfeld unverzichtbar sind
Im Bau- und Technologiebereich zeigt sich vielerorts ein ähnliches Bild. Männer dominieren Führungs- und Technikpositionen, während Frauen, Quereinsteiger:innen oder Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und fachlichen Hintergründen noch immer deutlich unterrepräsentiert sind. Dies ist tief in der Branchentradition verwurzelt, viele Führungskräfte und Fachplaner stammen aus ähnlichen Ausbildungsgängen, haben vergleichbare berufliche Biografien und teilen ein technikorientiertes, oft hierarchisches Arbeitsverständnis.
Doch gerade diese Gleichförmigkeit kann zur Herausforderung werden. Wenn Planungs- und Projektteams überwiegend aus Menschen mit ähnlichen Erfahrungen und Denkweisen bestehen, entstehen sogenannte blinde Flecken. Diese Aspekte, die von der Mehrheit, aufgrund ihrer gewohnten Perspektive oder aus Gewohnheit, übersehen oder nicht wahrgenommen werden, sind also in der Planung von Bauprojekten, in der Softwareentwicklung oder in Entscheidungsprozessen unterrepräsentiert, obwohl diese von Bedeutung sind. Unterschiedliche Sichtweisen fehlen, was dazu führen kann, dass Projekte weniger nutzerzentriert, weniger kreativ oder weniger anpassungsfähig gestaltet werden.
Vielfalt hingegen fördert Perspektivwechsel. Teams mit verschiedenen kulturellen, sozialen und fachlichen Hintergründen bringen nicht nur neue Ideen ein, sondern stellen auch bestehende Prozesse infrage, was ein entscheidender Faktor für Innovation ist. Gerade im Kontext der Digitalisierung des Bauwesens, in dem Building Information Modeling (BIM) zunehmend eine Schlüsselrolle spielt, zeigt sich, dass Veränderung nur gelingt, wenn Denkweisen aufgebrochen und neue Perspektiven integriert werden.
Diversität ist deshalb kein reines Gesellschaftsthema, sondern ein Innovationsmotor. Sie erweitert den Horizont, ermöglicht eine offenere Kommunikation und fördert Lösungsansätze, die den unterschiedlichen Anforderungen moderner Bauprojekte – von Nachhaltigkeit über Nutzerfreundlichkeit bis hin zu Wirtschaftlichkeit – besser gerecht werden. Unternehmen, die Diversität als strategisches Ziel verstehen, sichern sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil und erhöhen zugleich ihre Resilienz in einer Branche, die sich in einem historischen Wandel befindet.
2. Der Status Quo: Wo die Branche aktuell steht
Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, wie groß die Herausforderung bleibt. In der globalen Bauwirtschaft liegt der Frauenanteil derzeit bei rund 10 %. In technischen und digitalen Rollen, etwa in Softwareentwicklung, Cloud-Architektur oder Datenmanagement, ist die Situation noch deutlicher. Hier sind europaweit nur etwa 8 % der Fachkräfte weiblich. Deutschland steht im internationalen Vergleich zwar etwas besser da, doch auch hier sind Frauen in Bau- und Ingenieurberufen nach wie vor stark unterrepräsentiert.
In großen börsennotierten Unternehmen sind mittlerweile etwa 25 % der Führungskräfte weiblich, ein Fortschritt, der in der Bau- und Techbranche jedoch nur langsam ankommt. Besonders auffällig ist die geringe Repräsentanz von Frauen in technischen Leitungsfunktionen oder im Projektmanagement, wo Entscheidungsgewalt und Gestaltungsräume entstehen.
Hinter diesen Zahlen verbergen sich strukturelle Hürden. Eine männlich geprägte Unternehmenskultur, die noch häufig auf klassischen Rollenbildern basiert, und Karrieremodelle, die wenig Raum für individuelle Lebensphasen oder flexible Arbeitsmodelle lassen.
Zudem fehlen in vielen Unternehmen sichtbare Vorbilder. Wenn Frauen und Menschen mit anderen Hintergründen in der Branche kaum sichtbar sind, fehlt potenziellen Nachwuchskräften die Identifikationsmöglichkeit. Dabei suchen junge Talente heute gezielt nach Unternehmen, die Vielfalt leben, Chancengleichheit fördern und Werte wie Offenheit und Zusammenarbeit aktiv praktizieren. Diversität ist damit längst kein reines HR-Thema mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil moderner Arbeitgeberattraktivität, gerade in einem Markt, der um jede qualifizierte Fachkraft ringt.
Wie die BIM GLW Vielfalt lebt
Die BIM GLW zeigt, dass Diversität in der Bau- und Techbranche nicht nur möglich, sondern ein echter Erfolgsfaktor sein kann. Mit einem Frauenanteil von über 50 %, somit mehr als doppelt so hoch wie der Branchendurchschnitt und einer weiblich dominierten Führungsebene (drei Frauen, zwei Männer) setzt das Unternehmen ein deutliches Zeichen.
Diese Zusammensetzung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewussten Unternehmensstrategie. Die BIM GLW versteht Diversität als Teil der eigenen Identität. In einem Umfeld, das sich zwischen Bauingenieurwesen, Digitalisierung und Beratung bewegt, ist Vielfalt die Basis für Innovationsfähigkeit. Unterschiedliche Perspektiven führen zu besseren Ergebnissen, besonders in einem Feld wie dem Building Information Modeling, wo technisches Know-how, strategisches Denken, Teamwork und kommunikative Stärke zusammenkommen.
Die Erfahrung zeigt: Wenn Teams interdisziplinär und divers aufgestellt sind, werden digitale Bauprozesse nicht nur effizienter, sondern auch praxisnäher umgesetzt. Mitarbeitende mit unterschiedlichen beruflichen Werdegängen, egal ob Architektur, IT, Wirtschaft oder Bauleitung bringen ergänzende Sichtweisen in die BIM-Beratung ein. So entstehen Lösungen, die technologisch durchdacht und gleichzeitig anwendungsorientiert sind.
Auch nach innen wirkt Diversität. Mitarbeitende erleben ein Umfeld, in dem individuelle Stärken wertgeschätzt werden und persönliche Entwicklung gefördert wird. Nach außen zeigt die BIM GLW, dass ein modernes, offenes Unternehmen die Branche aktiv mitgestalten kann und wirkt so als Vorbild für eine neue Generation von Bau- und Techunternehmen, in denen Gleichstellung und Innovation Hand in Hand gehen.
Die Mehrwerte von Diversität und warum Vielfalt sich wirtschaftlich auszahlt
Die Vorteile vielfältiger Teams sind heute empirisch belegt. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Keevee übertreffen Unternehmen mit divers besetzten Führungsteams ihre Wettbewerber in Innovationskraft und Rentabilität um durchschnittlich 21 %. Dieser Zusammenhang ist kein Zufall, denn unterschiedliche Perspektiven führen zu ganzheitlicheren Entscheidungen, zu einem besseren Risikomanagement und zu einer höheren Anpassungsfähigkeit in dynamischen Märkten.
Gerade in der Bau- und Techbranche, in der Projekte zunehmend komplexer und interdisziplinärer werden, zeigt sich dieser Effekt besonders deutlich. Nachhaltigkeitsanforderungen, Energieeffizienz, Digitalisierung, Fachkräftemangel – all diese Themen verlangen nach Lösungen, die über klassische Ingenieurslogik hinausgehen. Unternehmen, die Diversität fördern, schaffen die Grundlage für Innovation, weil sie Komplexität als Chance begreifen.
Zudem steigert Vielfalt die Arbeitgeberattraktivität. Talente, insbesondere junge Fachkräfte und Quereinsteiger:innen, achten zunehmend darauf, ob Unternehmen glaubwürdig für Offenheit, Gleichberechtigung und moderne Arbeitskultur stehen. Eine diverse Belegschaft signalisiert: Hier zählt Leistung, nicht Herkunft oder Geschlecht. Diese Haltung stärkt nicht nur das Image des Arbeitgebers, sondern auch die Loyalität bestehender Mitarbeitender. Wer sich gesehen und wertgeschätzt fühlt, bleibt länger und engagierter im Unternehmen.
Auch auf Kundenseite spielt Vielfalt eine Rolle. Auftraggeber profitieren von Teams, die unterschiedliche Perspektiven vereinen und technische Präzision, wirtschaftliches Denken und Nutzerorientierung kombinieren. So entstehen digitale Lösungen, die nicht nur technisch funktionieren, sondern auch im praktischen Betrieb überzeugen.
Fazit: Wege zu mehr Diversität - Von der Rekrutierung bis zur Unternehmenskultur
Damit Diversität mehr ist als ein Schlagwort, braucht es konkrete Strukturen und eine langfristige Haltung. Der erste Hebel liegt im Recruiting. Unternehmen sollten ihre Stellenausschreibungen kritisch prüfen: Sind sie wirklich inklusiv formuliert? Erreichen sie unterschiedliche Zielgruppen? Und spiegeln Auswahlprozesse tatsächlich die Vielfalt der Gesellschaft wider?
Ein divers besetztes Auswahlgremium, genderneutrale Sprache und die gezielte Ansprache unterrepräsentierter Gruppen können bereits einen spürbaren Unterschied machen. Auch Kooperationen mit Hochschulen oder Netzwerken, die Frauen und diverse Talente im Bauwesen fördern, sind ein wirkungsvoller Weg, um neue Zielgruppen zu erreichen.
Doch Rekrutierung ist nur der Anfang. Eine offene Unternehmenskultur ist die Basis, damit Vielfalt gedeihen kann. Dazu gehören flexible Arbeitsmodelle, die unterschiedliche Lebensphasen berücksichtigen, ebenso wie transparente Karrierepfade, die allen Mitarbeitenden persönliche Weiterentwicklung ermöglichen. Mentoring- und Sponsoring-Programme unterstützen junge Fachkräfte auf ihrem Weg in Führungspositionen und zeigen neue Vorbilder auf.
Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Auseinandersetzung mit unbewussten Vorurteilen. Workshops und Trainings zu Themen, wie unbewusster Voreingenommenheit, helfen Führungskräften und Teams, stereotype Denkmuster zu erkennen und abzubauen. Dadurch entstehen inklusivere Entscheidungsprozesse und ein respektvolleres Miteinander.
Nicht zuletzt spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle. Wer Vielfalt lebt, sollte sie auch zeigen, sowohl intern als auch extern. Authentische Geschichten über Menschen im Unternehmen, Beiträge auf Social Media oder Blogartikel schaffen Sichtbarkeit und Inspiration. Sie senden die Botschaft: Wir sind offen, modern und stolz darauf, dass wir anders sind.
Unternehmen, die Vielfalt fördern, gestalten die Zukunft der Bauwirtschaft aktiv mit.
Diversität ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine Notwendigkeit, um die Bau- und Techbranche zukunftsfähig zu gestalten. Sie ist nicht nur moralisch richtig, sondern auch wirtschaftlich vernünftig.
Wer diesen Weg früh beschreitet, wird nicht nur als Arbeitgeber attraktiver, sondern als Innovationspartner unverzichtbar. Erfahren Sie mehr über uns als Unternehmen!